Sonntag, 28. Mai 2006
Adopt-a-Maker
Meine Eltern gehörten zu den Menschen, die unser aller kollektives Schuldgefühl den Armen dieser Welt gegenüber erleichtern wollten, in dem sie ein oder zwei Patenkinder in Indien oder Bangladesh mit Hilfe bedachten. Oder zumindest deren Organisation. Das war ja damals so Mode und diente einem guten Zweck.
Um meine Eltern bei Stange zu halten, musste das Patenkind alle Jahre wieder eine kurze Pause von seiner Arbeit an Kleidungsstücken für große, globale Unternehmen machen
und ihnen einen lustigen, fröhlichen Brief mit bunten Stiften und einem kleinen Bild darunter schreiben. Danach konnte es dann endlich wieder weiterarbeiten und das Briefchen landete bei uns auf dem Küchentische, wo es von meinen Kinderaugen intensiv und interessiert gemustert wurde.

So etwas kann doch in unserer heutigen 24/7 Kapitalismusgesellschaft mit nonstop Kosten/Nutzenrechnungen gar nicht mehr funktionieren. Wen wollen die
Patenkindorganisationen denn mit so einem kleinen Krakelbrief hinter dem Moneten-Ofen hervorlocken? Um mal wieder ordentlich Spender zu fangen, sollten sie sich vielleicht etwas Gedanken über die Vermarktung ihres Anliegens machen.

So wäre es doch viel reizvoller wenn der kleine Kamal an Stelle des Briefchens, sein gerade eben fertiggestelltes Markenschuhpaar in das Päckchen packen würde. Alle hätten sie mehr davon:
Die Pateneltern würden sich über ein tolles Paar neuer Schuhe freuen und das Patenkind würde nicht wertvolle Arbeitszeit beim Briefeschreiben vergeuden. Außerdem wären die Pateneltern auf jedem gesellschaftlichen Großereignis DIE Attraktion mit ihren, von ihrem eigenen Patenkind hergestellten Schuhen und jeder würde sehen, wie unglaublich karitativ engagiert die Träger doch wären.
Andererseits wird es der internationalen Schuhfirma wahrscheinlich weniger gefallen, dass ihre neuesten Modelle den normalen Vertriebsweg umgehen und einfach so an potentielle Kunden verschickt werden. Und dafür haben sie dem kleinen Kamal schließlich nicht diese tolle Möglichkeit des Zeitvertreibs angeboten.

Wie wäre es also, wenn sich die Bekleidungsfirmen mit den Patenkindorganisationen zusammentun würden?! An jedem Schuhkarton könnte dann ein kleines
Etikett mit einem niedlichen Foto auf das Kind verweisen, welches dieses Schuhpaar liebevoll geschustert hat und über ein Kontaktformular könnte man dieses Kind direkt als Patenkind unterstützen.
"Adopt a Maker" könnte dieses Programm dann heißen und würde eine ganz neue Art der Kundenbindung schaffen: Auf einmal wird im Laden danach gefragt ob sie denn irgendetwas auf Lager hätten, was von der Indira aus Saidpur genäht wurde und wenn dem nicht so ist, wird eben vorbestellt, was sich auch positiv auf Indiras Lebensstil auswirkt, da wir ja alle wissen, dass zuviel ungerichtete Freizeit im schwierigen Kindesalter, häufig der Auslöser für ein Abweichen auf die schiefe Bahn ist. Eine lange Liste an Vorbestellungen hält Indira in der Fabrik und fern von bösen Einflüssen.
Mit "Meet the Maker" könnten außerdem Kurztrips in die Patenkindländer organisiert werden, bei welchen das Kind für ein, zwei Tage frei bekommt, in passable, möglichst niedliche Klamotten gepackt wird und im 5-Sterne-Hotel vorgeführt wird.
Und schließlich könnte sich auch das horizontale Gewerbe mit „Make a Maker“ einklinken…
Was für Aussichten!

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Uiuiui... - da hat der Herr Zampano aber ne Marktlücke entdeckt! Du solltest dir die Begriffe gleich mal rechtlich sichern - wer weiß, wann jemand die Idee klaut und in die Tat umsetzt ;)

Ich frag mich nur, was man dann mit all den Steinbruch- und Müllhaldenkindern und so macht - die haben ja leider keine große Firma im Rücken, die ihnen diese tollen Möglichkeiten bieten kann...

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BRAVO
das hui ist heute aber auf zack!!! mannoman! *bauklötzer staun*

[Edit]btw: kennste americanapparel.net?

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@beetfreeq
Das mit den Straßenkindern ist natürlich so eine Sache...Müßte ich mal drüber nachgrübeln wie sich die vermarkten lassen. Mal mit der BSR (Berliner Stadtreinigung) sprechen...

@bona
ja, das Hui ist heut quasi Zicke-Zacke-Hühnerkacke! ;-)
Nee, americanapparel.net kannte ich noch nicht. Nie was von gehört. Hört sich ja sehr unterstützenswert an, wenn das drin steckt was drauf steht.
Die Webseite hatte mein Hui-Hirn allerdings kurzzeitig überfordert, bis es den Überblick hatte....;-)

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bona staunt noch immer ziemlich über deine famose hühnerkacke! [<-vorsicht, frau v.info!]

die website ist echt anstrengend! fiel mir nur irgendwie zum thema ein.

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Schade, dass es ja keine Firmen gibt, die Kinder einstellen. ;-)

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Vor allem in Afrika
oder Indien gibt es solche Firmen nicht mehr..das wäre ja Menschenunwürdig und ungerecht und wir könnte hier keine Kleider mehr kaufen oder müssten ohne Schuhe zur gewerkschaftlich wohlgeregelten "Arbeit erst ab 16" gehen...

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Ja, jammerschade. Jetzt bei diesen neuen Möglichkeiten... ;-)
Andererseits ist es natürlich beglückwünschenswert, dass die heutigen Firmen es endlich geschafft haben, sich zu moralisch und ethnisch einwandfrei und korrekt arbeitenden Betrieben zu entwickeln. Darauf spendier ich euch einen Mohrenkopf! ;-)

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Da freut
man sich doch so richtig an der Globalisierung..nur die Millionen, die können Sie jetzt nicht mehr scheffeln, mit Ihrer lukrativen Idee - dabei wäre es doch ein Geschäft auf Gegenseitigkeit gewesen von dem alle etwas gehabt hätten und nicht nur die ganz großen Konzerne....

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Ich sehe sie verstehen die hochsozialen Aspekte meiner kleinen Idee bestens ;-)). Sie hätten das Zeug zu einer Teilhaberschaft, wenn die Welt nicht schon so verdammt perfekt wäre...

Oh, ich sehe bei Ihnen ist auch gerade Kleidungstag. ;-)

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Ich würde
dann zu den modischen Details beitragen..
Denn: auch der Glitter an den Tops müsste ja schließlich von irgendwem angenäht werden...aber die Welt ist leider schon viel zu perfekt für solch lukrative Geschäfte, wie Sie so schön festgestellt haben

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Le zampano in Hochform. Chapeau! Klasse Text.

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Klasse Idee.

Dann sind sie von der Strasse und machen keinen Unfug.
ich überlege ob man das nicht auch in Old Germany
aufziehen könnte..
Ich hätte da schon mal zwei Exemplare, die ich zur Verfügung stellen würde.
Für Prada tu ich einfach alles .
( ich möchte hiermit klarstellen, das ich nicht behauptet habe, Prada würde Kinderarbeit unterstützen.! Nicht das da Klagen kommen! ;) )

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Sehr schön, immer mit gutem Beispiel voraus und auch eigene Opfer nicht scheuen.
Um Patenkindgelder zu erhalten, wäre es natürlich sinnvoll evtl. etwas braune Schminke zu verwenden und die Namen zu etwas exotisch klingenderen umschreiben zu lassen...

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Das Kind also 3 Wochen ab ins Sonnenstudio (womit den Sonnenstudios eine wichtige entwicklungspolitische und pädagogische Aufgabe zukommt) und dann aufs Standesamt und den Kleinen "Nkozi" nennen...

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Und auf einmal wird das Kinderkriegen für uns arme Deutsche auch wieder attraktiv...

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einer der gründe, warum ich niemals kinder haben werde und kinder per se nicht leiden kann, ist, dass ich die scheußlichen kritzikratzi-krakeleien nicht mal der hässlichen pinwand in der küche zumuten würde. ich gehe lieber zu hasi&mausi und kaufe dort für 6,90 € ein shirt original made in bangladesh. ich find´s gut, dass irgendwo auf der welt kinder noch arbeit haben und nicht assozial mit handy und markenklamotten vergammeln im sozialwohnblockviertel wie bei mir vor der haustür. *g*

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*gg*
Recht hast du!
Mich wundert es ja auch etwas, dass die hiesigen Kindertagesstätten noch nicht auf diesen Trichter gekommen sind. Im Grunde WOLLEN Kinder doch arbeiten. Wenn die Kitas einfach mal ein paar Nähmaschinen in den Raum stellen, einige aktuelle, modische Schnittmuster beilegen und die Türen abschliessen würden, ließen sich die Kinder sicherlich kaum davon abhalten ihre Schuld der Gesellschaft gegenüber zu begleichen. Evtl. würde auch ein kleiner Klaps die Arbeitsbegeisterung fördern...

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